Herzlich Willkommen auf meinem Blog!

 

Wenn alles so läuft wie geplant, so werde ich euch regelmäßig geupdatet halten, was mir in meinem Einsatz so widerfährt - vorausgesetzt ich schaffe es, mir die Zeit zum Schreiben zu nehmen ;)

 

So begann es...

 

Vorbereitungen

 

Reise ins Ungewisse

 

India - a completely different culture

 

Die Pflicht ruft

 

Die Sache mit dem Wohlstand

 

 Strange Situations

 

Heiße Weihnachten

 

Halbzeit - Highlights

 

Von menschlichen Trampolinen, Geschlechtertrennung und Vergnügungsparks

 

Ein Kommen und Gehen - das Summercamp

 

Summer survivor

 

Der letzte Blogeintrag

Der letzte Blogeintrag

Für jeden der es bisher noch nicht mitbekommen hat: ich bin wieder Zuhause, ihr braucht mich nicht mehr zu vermissen.

Seit zwei Monaten blicke ich zurück auf das wahrscheinlich prägendste Jahr meines Lebens. 

 

Mittlerweile studiere ich Psychologie und stehe wieder mitten in meinem Leben als österreichischer Staatsbürger - mit dem Unterschied, dass ich wohl mit einem komplett verändertem Herzen zurück gekommen bin.

 

"Wie ist es denn so wieder in Österreich zu sein?" - die zweithäufigste Frage nach dem obligatorischen "Wie war's?" (äääääääääääähhh, ganz nice, danke und bei dir?) ist eigentlich nicht allzu einfach zu beantworten. Irgendwie ist jede Frage die ich gestellt bekomme schwer zu beantworten, wenn man das Erlebnis für andere greifbar machen möchte. Ich werde dennoch versuchen die Antwort auf besagte Frage zu beantworten: es ist komisch.

Am Anfang habe ich mich natürlich total gefreut meine Familie und Freunde wiederzusehen, jedoch wurde ich nach einem Monat von einer unglaublichen Demotivation erfasst. Die Frage "Was genau mache ich hier überhaupt sinnvolles?" stelle ich mir immer noch ungefähr zwei Mal pro Woche, jedoch wird alles mit der Zeit besser und ich bin durch Studium und ehrenamtlicher Arbeit langsam wieder abgelenkt.

 

"Wie war der Abschied?" - also wenn ich nicht so wahnsinnig hardcore wäre dann hätte ich wohl geweint. Innerlich habe ich es sicher. Wir hatten eine schöne Abschiedsfeier mit den Kindern, haben mit ihnen zusammen einen letzten Tanz getanzt, jeden noch umarmt und haben dann schweren Herzens die Schritte aus dem Eingangstor auf die Straße gewagt und haben uns ein Motorrad gestoppt, welches uns in die Stadt brachte.

Ich habe kürzlich von Simon, der noch ein paar Monate bei den Kindern sein wird, eine Fotografie eines Briefes, welchen mir meine Jungs geschrieben haben, geschickt bekommen. Ich habe mein Schmunzeln nicht verkneifen können, als ich das letzte Wort auf dem Brief gelesen habe, welches ich ihnen damals beigebracht habe. Der Brief endete nämlich mit "Oida!"

 

"Vermisst du Indien?" - Ich vermisse es mit den Kindern Volleyball zu spielen. Ich vermisse es, irgendein Fahrzeug zu stoppen um in die Stadt reinzufahren und mit dem Fahrer den typischen "Where are you from - Austria - Aaaaaah Australia!" Smalltalk zu führen. Ich vermisse es, von Kindern als Kletterbaum zweckentfremdet zu werden. Ich vermisse es, am Wochenende am Abend Holi-Farben in der Gegend zu verstreuen und am nächsten Tag draufzukommen, dass ich vielleicht nicht so übertreiben hätte sollen, da ich das jetzt auch wieder aufputzen darf. Ich vermisse es, einen Cricketball ins Gesicht geschossen zu bekommen. Ich vermisse es, Schluckauf vom Chicken-Curry zu bekommen. Ich vermisse meine vielen vielen Freunde in Indien. Ich vermisse indische Tänze und die Begeisterung dafür. Ich vermisse es, jedes Wochenende um 2€ ins Kino zu gehen um mir einen Film anzusehen, den ich nur verstehe, da die Story simpler nicht sein könnte. Ich vermisse es, Leuten zuzuhören die mich auf Telugu vollquatschen und erwarten, dass ich sie verstehe. Ich vermisse es, einem Kind dass mir zum zwanzigsten Mal ganz Stolz dieselbe Zeichnung eines Hauses zeigt, zu sagen, dass es das very very good gemacht hat und vermutlich in Zukunft drawing teacher wird. Ich vermisse es, von Leuten auf der Straße angesprochen zu werden ob sie einen Selfie mit mir machen dürften. Ich vermisse die wunderschöne indische Kleidung und die vielen Farben. Ich vermisse verdreckte Straßen und einen Verkehr, dessen Regeln ich bis zum Ende nicht durchblickt habe. 

 

Ja ich vermisse Indien.

 

"Gibt es denn eine Möglichkeit mehr von deinem Jahr in Indien zu hören?" - Gut, dass du fragst, zitierter Satz auf meiner Website! Am Freitag den 21.10.2016, also dem kommenden Freitag nach der Veröffentlichung dieses Blogeintrages, gibt es um 19:30 im Pfarrsaal der Pfarre Cyrill & Method eine Präsentation von David (Mexiko), Benni (Ghana), Jakob (Indien) und mir (Indien) eine Präsentation über unsere Arbeit, wo wir auch gerne auf Fragen eingehen.

Genau DU bist eingeladen, falls du interessiert bist einmal etwas mehr zu hören als "Ja war ganz nett" auf die Frage wie es war, so bist du herzlichst einzuladen zu kommen. Es wird kein Eintritt verlangt und ist auch ganz leicht erreichbar.

 

Adresse: Theumermarkt 2, 1210 Wien

Öffentlich erreichbar, wenn man von Floridsdorf die 30er bzw. 31er Straßenbahn Richtung Stammersdorf nimmt und an der Haltestelle "Van-Swieten-Kaserne" aussteigt und sich dann noch die Mühe macht, 3 Minuten zu Fuß zu gehen.

 

Wann: 19:30 am Freitag dem 21.10.2016

Präsentation wird nicht länger als eineinhalb Stunden dauern, dafür halten wir natürlich noch ein paar Überraschungen bereit und sind noch für Fragen ansprechbar. 

Offenes Ende, es wird wohl eine Art Buffet geben.

 

Nun schließe ich ab, dies war mein letzter Blogeintrag. Irgendwie ergreift mich jetzt die Nostalgie und ich will nicht dass es vorbei ist aber jedes Ende ist ein neuer Anfang - also darf ich mich freuen auf alles was noch kommen wird! 

 

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Summer survivor

Das Summercamp ist nun vorbei und somit schon fast 10 Monate meines Aufenthaltes in Indien, meinem neuen Zuhause. Mit jedem weiteren Abschnitt beginne ich das Projekt mehr zu lieben. Durch das Summercamp habe ich viele, vor allem ältere, Kinder aus dem Projekt kennen gelernt die woanders stationiert sind, wie zum Beispiel die Moggas Boys, die auf eine öffentliche Schule gehen aber in einem Hostel des Projektes Navajeevan wohnen. Weiters einige Mädels die jetzt zur Schule oder aufs College gehen und damals im Projekt waren. In diesem einem Monat sind mir diese Kinder natürlich auch wahnsinnig ans Herz gewachsen, schließlich beherrschen sie besseres Englisch und man kann sich richtig gut mit ihnen unterhalten und Spaß haben. 

 

Das Summercamp sah für mich so aus, dass ich am Vormittag unterrichtet habe, am Nachmittag geschaut habe, dass ich einfach Zeit mit den Kindern verbringe und mit den anderen Volontären und Brothers immer ein Abendprogramm geplant habe, wie zum Beispiel verschiedene Competitions (Tanzwettbewerb, Bastelwettbewerb,...) oder Partyspiele.

Wir haben uns schon schön kreativ ausleben können und es hat definitiv Spaß gemacht verschiedene Sachen auszuprobieren. Mein persönliches Highlight war, als wir die älteren Kinder gebeten haben uns zu helfen einen Gruselabend für die Jüngeren vorzubereiten. Um 9 am Abend haben sie dann also Stationenbetriebsmäßig Gruselgeschichten erzählt, haben Aufgaben lösen müssen und durch die Geisterbahn, die zwei der Jungs mit mir vorbereitet haben durchgehen müssen. Es klingt ein bisschen falsch, aber ich habe die Schreie von Kindern noch nie so unterhaltsam gefunden wie an dem Tag! Selbst die unmotiviertesten Jungs die sehr selten am Programm interessiert waren, haben es genossen und hatten ihren Adrenalinkick. Das dunkle, verlassene Schulgebäude war definitiv der perfekte Platz um innendrin ein paar Puppen und Sesseln aufzuhängen, ein maskiertes Gespenst durchrennen zu lassen und einen "Toten" auf den Boden zu legen, dem sie den Schatz entwenden müssen. Der Abend war definitiv ein voller Erfolg! 

 

Am 24sten Mai feierte ich außerdem meinen 20sten Geburtstag! Es war definitiv der schönste Geburtstag den ich je hatte. Auch wenn ich bisher in meinem Leben wenig amüsiert darüber war um Mitternacht aufgeweckt zu werden, war es doch ein wahnsinnig schöner Moment, aufzuwachen und plötzlich 10 Jungs im Zimmer stehen zu haben, die mir ein Geburtstagsständchen singen, mich umarmen, mir eine Torte aus Keksen gemacht haben und eine Sprühkerze anzündeten, die fast mein Zimmer in Flammen gesetzt hätte (Dass das T-Shirt das direkt darüber gehangen ist, kein Feuer gefangen hat ist echt erstaunenswert)! Untertags sind wir dann mit den Kindern ins Kino gegangen und haben am Abend eine Feier mit Tanzeinlagen gehabt, in dem wir Volontäre auch einen Tanz aufführten über den ich besonders Stolz bin, da es der erste ist den wir WIRKLICH gut hinbekommen haben! Definitiv ein Wahnsinnsgeburtstag der mir ewig in Erinnerung bleiben wird!

 

Der Sommer neigt sich langsam endlich dem Ende zu, was bedeutet, dass auch die ganzen Pickel in meinem Gesicht sich zurückziehen, da sie nicht mehr durchgehend mit Schweiß gefüttert werden, was mich doch ordentlich glücklich macht! Anstatt 45 Grad hat es jetzt nur noch angenehme 38, wo man schon fast wieder einen Pullover bräuchte. Die Regenzeit bricht langsam an, was zu riesigen Spaß führte als wir mit den großen Jungs im Regen Fußball gespielt haben, was im Endeffekt in einer riesigen Schlammschlacht und Rugbyspielen geendet hat. So jung habe ich mich definitiv seit Jahren nicht gefühlt, wie wenn man einen der Burschen in die Lacke reinschmeißt und sich dann Fleischbergmäßig draufhaut. 

 

Leider ist die Phase auch schon vorbei und wir begegnen in unserem Projekt wieder einem Haufen an Veränderungen. Die Jungs sind zurück ins Moggas, die Mädchen verabschieden sich auch langsam wieder um zurück zur Schule zu gehen und bald sollten die kleineren Kinder wieder aus dem Urlaub zurückkommen. Die Konstellation der Mitarbeiter wird sich sehr verändern, weshalb ich glaube, dass auch die letzten beiden Monate hier eine Herausforderung für mich werden können, aber ich bin mir sicher ich werde sie genießen und hoffe echt, dass ich dazu komme all das zu erledigen was ich noch in Indien vorhabe, bevor es wieder zurück geht.

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Ein Kommen und Gehen - das Summercamp

Aufbruchsphase hat begonnen - alle Brothers die die letzten 9 Monate mit uns zusammengearbeitet haben gehen jetzt um ihre Ausbildung zum Priestertum woanders fortzusetzen. In dieser Zeit waren sie wertvolle Mitarbeiter aber wurden auch zu Freunden. Nicht bloß sie, sondern auch ein Großteil meiner Kinder hat mich jetzt verlassen, da sie jetzt aus dem Chiguru, wo es sogar jemandem wie mir erlaubt ist zu unterrichten, gehen um ins Mogga gehen, ein weiteres Projekt in dem die Kinder wohnen aber auf öffentliche Schulen gehen. Der Abschied war schwer, immerhin habe ich diese Kinder jetzt neun Monate lang ausgehalten, ääääh ich meine mit ihnen mein Leben geteilt! Ich habe sie tatsächlich wachsen gesehen und bin froh dass sie jetzt reif genug sind, den nächsten Schritt ihres Lebens zu wagen. Der Abschied jetzt, macht es mir hoffentlich leichter, mich in drei Monaten komplett von meinem geliebten Indien zu verabschieden. Somit weine ich bloß schubweise ein klein wenig anstatt am Ende 5 Tage lang ;) 

 

Momentan ist Sommer. Während Österreich beginnt bei den 20 Grad Celsius langsam die Grillspieße auszupacken, lassen wir uns hier bei 43 Grad von der Sonne durchbacken. Sommer bedeutet auch, dass Sommerferien sind, was fürs Chiguru heißt, dass letzte Woche das "Summer-Camp" begonnen hat. Während fast alle Kinder mit Eltern im Mai zurück zu ihrer Familie gehen, bleiben ein paar Wenige im Projekt und bekommen Verstärkung von den Moggaburschen, School- und Collegirls die auch nicht zu ihren Familien zurück können. Das Summercamp ist von einem Haufen an Spielen, Competitions und netten Abendprogrammen durchzogen, wo wir Volontäre gemeinsam mit zwei Brothers für die Vorbereitung zuständig sind, was manchmal stressig sein kann, allerdings auch eine wahnsinnig tolle Arbeit ist, da wir unsere Ideen einbringen dürfen. Schön ist, dass die Älteren natürlich weitaus besseres Englisch beherrschen als die Kinder, wodurch auch gute Freundschaften entstanden sind, was auf der anderen Seite auch leider wieder dazu beiträgt, dass ich Indien wahnsinnig vermissen werde. 

 

Ich habe mich in dieses Land verliebt. Im Moment fahre ich auf alles ab was möglichst indisch ist - Telugumusik, Tollywoodmovies, die Leute hier, manchmal sogar schon das Essen (wofür ich echt lange gebraucht habe). Zurück in Österreich werde ich wohl jeden, der mit mir im Auto mitfahren möchte mit indischer Musik zudröhnen, sodass ich am Ende wahrscheinlich keine Beifahrer mehr habe. 

 

Der Abschied naht und langsam realisiere ich, dass mir nicht mehr viel Zeit bleibt, weshalb ich jeden Moment der mir hier geschenkt ist, vollends auskosten möchte.

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Von menschlichen Trampolinen, Geschlechtertrennung und Vergnügunsparks

Spätestens wenn man sein durchgeschwitztes T-Shirt nach 4 Stunden anstrengenden Unterricht bei 40 Grad Celsius durchgehend die Woche nicht mehr von seinem Körper runterbekommt, bemerkt man, dass hier der Sommer beginnt. Jetzt zu meckern anzufangen ist definitiv zu früh, wenn man bedenkt, dass es in einem Monat wahrscheinlich noch um die 10 Grad mehr bekommen sollte. Die übertriebene Hitze bringt auch ein höheres Ausmaß an Müdigkeit, vor allem um die Mittagszeit mit sich, was bedeutet, dass meine Mitvolontäre mich manchmal in einem Zimmer auffinden, in dem 20 Kinder schlafen sollten. Das Ganze ergibt den absurden Anblick, dass ich weit ausgestreckt, friedlich auf dem Bett schlafe, während drei Kinder meinen Körper als Trampolin benutzen und vier andere Kinder daneben eine Rauferei anzetteln. Sollte ich in Zukunft bei Vorstellungsgesprächen nach meinen Fähigkeiten gefragt werden, so ist "schlafen unter unmöglichsten Umständen" sicher erstaunlich aber wohl nicht die gesuchte Fertigkeit.

 

Prinzipiell ist Körperkontakt hier in Indien, vor allem in einem Kinderheim ja etwas eigenes. Sei es, dass drei Kinder einen als Transportmittel für die nächsten 20 Meter benutzen indem sie sich an Arme, Hüften und Rücken hängen oder dass man ständig mit Leuten Hand in Hand durch die Gegend rennt (Side Note: Es ist auch unter erwachsenen Männern ganz normal Händchenhaltend herumzuspazieren - drückt enge freundschaftliche Verbundenheit aus). Nur zwischen unterschiedlichen Geschlechtern ist es unglaublich verpönt in der Öffentlichkeit auch nur ein Anzeichen an affektion zu zeigen, auch wenn sie verheiratet sind. Aus irgendeinem Grund (Ich nehme stark an weil ich weiß bin) ist es bei mir nicht ganz so schlimm wenn ich von Mädels durch die Gegend gezogen werde aber ich muss selbst manchmal aufpassen - mir würde wahrscheinlich nicht gesagt werden, dass ich keinen zwischengeschlechtlichen Körperkontakt zulassen soll (natürlich, bei den kleinen Mädels ist es egal) aber wohl sehr schnell den Mädels die dabei gesehen werden.

 

Nun machen wir einen kurzen Sprung zu einem tollen Erlebnis: Wir haben kürzlich mit dem gesamten Kinderdorf einen Ausflug in einen Freizeitpark gemacht - wohl der schönste Tag den ich je mit meinen Kindern hatte. Ich wundere mich jetzt noch, wie wir es geschafft haben kein Kind irgendwo beim Ringelspiel zu verlieren, denn es hat alles perfekt geklappt. Im Schwimmbad ist uns auch niemand untergegangen, was aber eher daran lag, dass es so angelegt ist, dass niemand in Gewässer gehen kann, in denen der Hals von Wasser berührt wird. Die meisten Inder können nicht schwimmen und es scheint nicht so zu wirken als würden sie Wert darauf legen es zu lernen (der Grund warum "ins Wasser fallen" hier gar keine so seltene Todesursache ist). Fun Fact für nebenbei: Man badet hier in vollem Gewand. Wie dem auch sei, das Schwimmbad war ein Wahnsinn und ich habe meine Kinder innerhalb der acht Monate die ich hier bin wahrscheinlich nie so happy gesehen. Hier möchte ich wieder auf das Thema Geschlechtertrennung Bezug nehmen. Logischerweise versuchten die größeren Mädels mich unterzutauchen und sind von den Caretakern ständig drauf aufmerksam gemacht worden, dass sie sich von mir fernhalten sollten, was sie auch nicht davon abgehalten hat. Mir zu sagen, dass ich weggehen sollte wäre wahrscheinlich sinnhafter gewesen aber das traut sich natürlich keiner. Ach Indien... Diese strikte Geschlechtertrennung ist als Westler schwer nachzuvollziehen, wenn man manchmal das Gefühl hat, der Glaube, dass Mädels beim gemeinsamen Volleyballspiel mit den Jungs schwanger werden könnten, ist ziemlich in die Gedanken eingebrannt. Die Mädchen aus diesem Grund das Volleyballfeld nicht nutzen zu lassen ist meiner Meinung nach keine faire Lösung.

 

Manchmal ist es schwer die hiesige Mentalität zu verstehen, andererseits muss ich mich sagen, dass ich mich auch in einige Eigenschaften der Inder sehr verliebt habe. Während man in Indien (nicht nur als Weißer) schnell mit Leuten auf der Straße und im Bus zu plaudern beginnt, mit dem Brother mit dem ich zusammenarbeite "Arm auf Schulter gelegt" durch die Gegend geht oder ein Kind als Kopfpolster benutzt, vermeidet man in Österreich jeden Augenkontakt mit Fremden in der U-Bahn, zuckt schnell weg wenn sich unabsichtlich die Finger beim nebeneinander gehen berühren und zieht man sich beim Mittagsschlaf irgendwohin zurück, wo einen ja keiner die Ruhe stören kann. Das Miteinander hier ist einfach anders und wäre nicht diese dämlich strikte Geschlechtertrennung, wäre mir das Miteinander hier 1000 Mal sympathischer als in Österreich.

 

Ich muss mich eh langsam aber sicher auf das Miteinander in Österreich einstellen, da ich in 4 Monaten wieder in Wien am Flughafen lande. Zwei Drittel meiner Zeit in Indien sind schon vorbei, Angst und Vorfreude streiten sich wer von beiden stärker in mir ist, denn ich liebe meine Kinder gerade so sehr, dass ich mir echt nicht vorstellen kann, sie für immer zu verlassen, doch andererseits hätte ich in Österreich die Chance etwas anderes als Reis zu essen... Wie ihr seht bin ich hin und hergerissen...

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Halbzeit - Highlights

Jap es ist Halbzeit - in genau 6 Monaten sitze ich wieder im Flieger nach Wien. Dies ist natürlich ein wunderbarer Grund ein paar Highlights dieses letzten halben Jahres aufzulisten und noch ein paar Dinge zu sagen die ich gerne loswerden möchte.

Es ist ein komisches Gefühl sich klarzuwerden, dass man recht bald wieder daheim ist. Schließlich bin ich jetzt genau so lange hier wie ich noch hier sein werde. Im Projekt bin ich jetzt der Oldboy, da ich eine Woche früher angekommen bin als meine drei Mitvolontäre. Somit liegt natürlich besonders viel Verantwortung auf mir, als der Erfahrenste und Weiseste Volontär im Projekt ;)

 

Wir sind nun nur noch zu viert. Als ich ankam waren wir über 20. Als nun Lukas und Angelina, die am längsten mit uns waren nun auch das Projekt verlassen haben, war das am Anfang schon ziemlich seltsam. Nun sind wir die Alten. Wir sind die, die den nächsten Volontären alles zeigen werden. Wird auch recht spannend wenn in einer Woche dann die beiden Neuen kommen. Innerhalb eines halben Jahres wächst man ja schon ordentlich zusammen und entwickelt seine Eigenheiten als Team. Ich bin gespannt ob wir ihnen am Anfang auch ein wenig komisch vorkommen (so wie die alten Volontäre mir damals :D ). 

 

Ein kurzer Bericht über die momentane Lage in der Arbeit: Ich arbeite zurzeit im Shelter für zwei Wochen um mir dieses Projekt einfach mal anzusehen. Der Shelter ist das Erstaufnahmezentrum für die Kinder, das heißt sie werden am Bahnhof aufgegabelt und kommen dann direkt da her. Da die meisten also gerade erst ihr Zuhause verlassen haben oder eben von der Straße kommen kann dies schon ziemlich anstrengend sein mit ihnen. Momentan haben wir zum Beispiel ein kleines Kind da, dass sich ungefähr mit einer Art lebendigen Flummiball vergleichen lässt. Er ist zwar unheimlich süß, sieht aber leider alles was höher als 50cm ist als Sprungschanze um Stefan oder mir auf den Rücken zu springen. Da dies so um die 20 Mal am Tag passiert, radelt man nach dem Arbeitstag mit ziemlich verspannten Schultern wieder in die Flat in der wir wohnen.

Mir geht es hier ein bisschen ab, dass man zu den Kindern eine ein wenig persönliche Beziehung aufbauen kann, da die Kinder hier ja meist nur ein bis zwei Wochen bleiben und dann wieder abgeschoben (Okay schlechte Wortwahl, sagen wir weiterverschoben, bzw. zu ihrer Familie zurückgebracht) werden. Ich weiß nicht, wo ich in Zukunft weiterarbeiten werde, da ich mich ins Chiguru in dem ich jetzt ein halbes Jahr gearbeitet habe, ziemlich verliebt habe, hoffe ich natürlich dass ich da bleiben darf.

 

Nun gut, Highlights des vergangenen halben Jahres:

 

- Stellt euch vor ihr kommt in ein Projekt mit 120 Kindern. Ihr habt keine Namen, wisst nicht wie sie drauf sind und seht eigentlich nur ihre Gesichter. Doch nach vielleicht 4 Monaten (ja so lange dauert es!) habt ihr die meisten Kinder schon langsam raus. Ihr wisst ihre Namen, kennt ihre Persönlichkeit und habt schon eure Insider mit einigen von ihnen. Lustigerweise ist so ein Insiderjoke etwas besonders Wichtiges. Ich glaube, dadurch hatte ich schon manche der größten Bondingerfahrungen. Sei es ein Kind das immer wenn es mit dir redet so tut als würde es dich anrufen, das Kind das immer wenn es ein Blatt Papier haben möchte "Brotheeeeeeerrr one drawing paperrrr pleeeeaaaaseee" singt oder das Kind das gelegentlich fragt ob es eh ein "good boy" ist und wenn ich dann mit "Ja" antworte einen strahlenden Grinser ins Gesicht bekommt, der die Sonne schwarz erscheinen lässt.

Es ist wirklich toll sie besser zu kennen. Wieviel mehr Freude die Arbeit somit macht ist eigentlich unbeschreiblich. Was vor einem halben Jahr noch namenlose Gesichter waren, sind jetzt Kinder bei denen ich tatsächlich ein wenig traurig bin, wenn sie das Projekt wechseln oder wieder nach Hause kommen (Natürlich freu ich mich auch für sie).

Ein weiteres Bondingerlebnis ist auch jedes Mal wenn ein Kind dir seine Geschichte erzählt. Ich kann mich kaum erinnern, dass ich mich irgendeinem Kind näher gefühlt habe als in dem Moment wo es begonnen hat mir zu erzählen, wieso es mit seinen Geschwistern von zu Hause weggerannt ist oder wieso es keine Familie hat. Wenn ein Kind dir seine Geschichte erzählt dann vertraut es dir. Solche Momente sind unglaublich wertvoll.

 

- Wenn man Kinder trösten kann. Wenn ein Kind mir weinend erzählt, dass alle anderen Kinder so gemein sind und es sich fühlt als hätte es keine Freunde und am liebsten weglaufen möchte, du dir anstatt Volleyball spielen zu gehen, die halbe Stunde Zeit nimmst bei dem Kind zu bleiben und es zu trösten und es, wenn du vom Wochenende zurück zur Arbeit fährst immer noch da ist und dich mit einem glücklichen Lächeln begrüßt, so sind all die misslungenen Englischstunden aus denen sich sowieso kein Kind etwas mitgenommen hat nebensächlich. Man hat dieses eine Kind getröstet. Das war den ganzen Einsatz schon wert.

 

- Wenn man während der Moskitozeit die momentan voll im Gange ist zur Abwechslung mal nur einmal wegen Juckreiz aufwacht, geschweige denn mal einschlafen kann.

 

- nach 4 Monaten Arbeiten war dann auch mal Urlaub angesagt. Zwei Wochen durch Indien zu Reisen, Mumbai, Delhi und andere geniale Orte zu besuchen ist genial. Man bekommt so viel von der Welt zu sehen, hat danach so viele Stories zu erzählen und hat sein recht einseitiges Bild von Indien ein wenig erweitert. Auch die Wochenenden an denen ich bisher Hampi (Gleichzeitig mit Goa das "Klischeeindien". Jeder glaubt dass ganz Indien so ist wie diese beiden Touristenorte, die einfach hauptsächlich von Hipstern auf Selbstfindungstrip besucht werden. Tut mir Leid, es ist einfach so), Hyderabad, Visakhapatnam (Meer!) und Amaravathi (okay, das ist gleich neben uns) besucht habe waren jedes Mal eine Erfahrung. Man entwickelt schon eine Liebe zum Reisen während so eines Auslandsaufenthaltes.

 

- Wenn man sich mal so ohne Grund nebenbei die Haare abschneidet weil man eh in Indien ist und es ja innerhalb der nächsten 7 Monate sicher wieder nachwächst. 

 

- Wenn man zur Abwechslung einen Tag mal seine Haare nicht vermisst...

 

- Einen Tag zu erleben der für die Kinder etwas besonderes ist. Eine Celebration irgendeines Hindufestes wo man ein Extraprogramm organiert und extra für den Tag eine Woche lang etwas bastelt, wie zB Drachen aus Zeitungspapier für irgendein Fest (dessen Namen ich schon wieder vergessen habe - wie leider eh bei jedem) oder Maskeln basteln, was meine Kollegin Rosa jetzt zwei Wochen lang für Fasching gemacht hat. Sie sind jedes Mal voller Freude und voll dabei mit Tanzprogrammen und allem drum und dran. Inder wissen ein wenig besser wie man Feste feiert als wir Europäer, ganz ehrlich ;)

 

- Krank sein. Ist immer lustig.

 

- Dieser Moment als ich erfahren habe, dass ich mein Spendenziel erreicht habe! Ja richtig, durch all die großzügigen Leute die mich finanziell unterstützt haben, habe ich über 4500 Euro an Spenden zusammenbekommen und bleibe somit nicht auf den Kosten dieses Einstatzes sitzen. Ein riesengroßes DANKE an jeden einzelnen Spender der das ermöglicht hat. 

Falls nun jemand traurig ist, dass es nichts mehr zum Spenden gibt habe ich eine gute Nachricht für euch: Rosa, die mit mir im Chiguru zusammenarbeitet und eine der motiviertesten und most hard-working Personen ist, die ich je gesehen hab (wenn ich vollkommen fertig vom Unterricht wie ein Komet ins Bett einschlage sitzt sie meist immer noch mit einer Horde an Kindern zusammen und bastelt irgendwas mit ihnen um ihnen eine Freude zu bereiten) hat leider nicht so viele großzügige Spender gefunden wie ich, auch wenn sie sich darum bemüht hat. Im Prinzip würde sie noch keinen Euro den sie investiert hat um hier zu arbeiten zurückbekommen. Ich weiß, es ist recht ungewöhnlich für eine Volontärin zu Spenden die man selbst überhaupt nicht kennt aber sie hats meiner Meinung nach definitiv verdient. Auf Spenden habe ich ihr Konto angegeben. Herzlichsten Dank an alle die ihr dabei auch noch helfen möchten!

 

 

Nun, das waren so einige Highlights der letzten 6 Monate mit ein wenig Schleichwerbung am Ende. Looking forward to the next half a year!

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