India - a completely different culture

Nachdem ich jetzt eine Woche Indien pur ins Gesicht geklatscht bekommen habe, kann ich endlich ein bisschen über seine Kultur und Eigenheiten berichten. Dieser Text kann natürlich etwas verallgemeindernd wirken, natürlich ist nicht ALLES in Indien so wie ich es beschreibe - aber fast alles.


Die Inder

Die Inder hier in Vijayawada sind ein sehr gesprächiges Völkchen. Natürlich genieße ich besonders viel Aufmerksamkeit, da ich "der Weiße" bin, allerdings glaube ich, dass Österreicher prinzipiell um einiges gestresster sind. In Indien passiert es oft und gerne, dass man einfach in ein Gespräch mit einem Händler, Rikshafahrer oder Fußgänger verwickelt wird - vorausgesetzt sie sprechen Englisch. Wenn man 4 Stunden lang mit einem Fahrer im Auto sitzt, der bloß Telugu spricht, so ist diese Situation sehr... abenteuerlich. Wir haben mit den 10 Wörtern Telugu die ich beherrsche und den 10 Wörtern Englisch die er beherrschte eine ziemlich spannende Unterhaltung geführt, die zwischendurch mal durch einstündiges Schweigen unterbrochen wurde.

Diese lustige Situation entstand dadurch, dass ich mit dem Fahrer zum Flughafen geschickt wurde um 3 neue Volontäre abzuholen, deren Flugzeug mitten im Landeanflug wieder umdrehte und nach Hyderabad zurückflog, was mir einige Wartezeit bescherte. Natürlich wurde ich auch am Flughafen angesprochen - von einem Polizisten der ganz lässig seine AK47 in der Hand hielt und mich fragte was ich suchte. Nach einem kurzen Adrenalinkick habe ich es dann geschafft ihm eine halbwegs vernünftige Antwort zu geben, worauf er mir promt den Platz neben sich anbot und mit mir zu plaudern begann.


Weitere Gewöhnungssache ist der Körperkontakt. Im Projekt leben die sogenannten "Collegeboys", junge Männer, die im hier wohnen und in Vijayawada studieren. Mit denen verstehe ich mich prinzipiell sehr gut und es ist langsam vollkommen normal, dass wir gegenseitig die Arme über die Schultern gelegt haben, oder sie nach 3 Minuten Händeschütteln die Hand immer noch nicht loslassen. Es sind wirklich coole Typen mit denen ich gerne Zeit verbringe. Am Anfang war der Körperkontakt noch etwas befremdlich, als ich allerdings öfters zwei Männer Hand in Hand durch die Gegend gehen gesehen habe, habe ich verstanden, dass dies einfach stark in der Kultur verankert ist.


Das Essen...

... ist hier ein eigenes Thema. Um dem Reis seine besondere Würze zu verleihen gibt es als Beilage noch mehr Reis. Zum Frühstück gibt es Reis, zu Mittag gibt es Reis und am Abend gibt es zur Abwechslung mal Reis. Ich vergieße jedes Mal Freudentränen, wenn es manchmal Nudeln oder Thosa (mein momentanes Lieblingsessen, ähnelt Langos) gibt. Wenn das Essen zu scharf gewürzt ist, was nicht so selten der Fall ist, vergieße ich andere Tränen. Der Insidertipp in diesem Fall ist, sich so viel Joghurt wie möglich übers Essen zu schütten.


Der Verkehr...

... in Indien ist zwar schon ein ausgeschlachtetes Pferd aber ich werde trotzdem ein wenig darüber lästern weil es so Spaß macht. Als die neuen Volontäre zum ersten Mal indischen Verkehr erlebt haben, sagte meine Kollegin Rosa: "Es ist voll komisch auf der falschen Straßenseite zu fahren!" - nach einer Woche konnte ich schon als Antwort geben "Sei froh, dass er überhaupt auf der Seite fährt, das passiert in den seltensten Fällen."

Ich glaube nicht, dass es noch Verkehrssituationen gibt, die mich verwundern könnten aber Indien schafft es immer wieder mir zu sagen dass ich falsch liege. Es hat schon mehrere Situationen gegeben, in denen ich um mein Leben fürchtete, allerdings funktioniert der Verkehr hier doch irgendwie. Hier schaut einfach jeder aufeinander, denn selbst wenn sich drei Autos eine Fahrspur teilen entsteht kein Unfall!


Feste

Feste, feiern, party und dann wieder von vorne anfangen. Ich bin zur rechten Zeit gekommen, da momentan besonders viele Feste gefeiert werden. Ich habe auf der 200 Jahres Feier von Don Bosco meine erste indische Messe miterlebt, die zusammen mit 1000 anderen Leuten gefeiert wurde. Anschließend wurden so richtig klischeehafte indische Tänze vorgeführt, der Tanzstil ist allerdings wirklich beeindruckend. Ich freue mich jedes Mal wenn ein Tanz vorgeführt wird, was in Österreich eher ein Ausnahmezustand ist.

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Kommentare: 7
  • #1

    Martin S. (Sonntag, 23 August 2015 11:39)

    Alles Gute! Ich glaub das mit dem Körperkontakt ;) wär nix für mich :D bb

  • #2

    Claudia (Sonntag, 23 August 2015 22:13)

    Super geschildert...köstlich zu lesen! Jakob wird seine Freud' haben, mit den innigen Körperkontakten ;) Viel Segen, David!

  • #3

    Glory (Montag, 24 August 2015 12:14)

    haha... ich habe köstlich gelacht bei deinen Ausführungen von ziemlich allem! Du hast ales sehr wahrhaftig beschrieben! XD freue mich mehr zu lesen! :) viel Segen!

  • #4

    Renate (Montag, 24 August 2015 19:23)

    Lieber David!
    Macht voll Spaß deine Schilderungen zu lesen. So wie Fritz sagt: du solltest ein Buch schreiben. Alles Gute weiterhin!

  • #5

    Elisabeth Portugaller (Samstag, 29 August 2015 09:45)

    Lieber David!

    Danke für deine Schilderungen, so erfahren wir hautnah von Indien. Ein Land das ich auch ganz sicher mal besuchen möchte. LUkas ist von deinen Schilderungen begeister.
    Wir wünschen dir von Herzen alles Gute, weiter so viel Energie und Freude. Und bleib gesund. Alles Liebe Lisa Portugaller und family

  • #6

    Michael (Montag, 31 August 2015 21:15)

    Uj wenn du so weiterschreibst, seh ich dich schon nach deiner Rückkehr Ethnologie studieren ;)
    Schreib mehr davon.
    LG Michael

  • #7

    Harald Mally (Sonntag, 13 September 2015 23:13)

    spannend! anschaulich! erquickend! weiter machen!