Der letzte Blogeintrag

Für jeden der es bisher noch nicht mitbekommen hat: ich bin wieder Zuhause, ihr braucht mich nicht mehr zu vermissen.

Seit zwei Monaten blicke ich zurück auf das wahrscheinlich prägendste Jahr meines Lebens. 

 

Mittlerweile studiere ich Psychologie und stehe wieder mitten in meinem Leben als österreichischer Staatsbürger - mit dem Unterschied, dass ich wohl mit einem komplett verändertem Herzen zurück gekommen bin.

 

"Wie ist es denn so wieder in Österreich zu sein?" - die zweithäufigste Frage nach dem obligatorischen "Wie war's?" (äääääääääääähhh, ganz nice, danke und bei dir?) ist eigentlich nicht allzu einfach zu beantworten. Irgendwie ist jede Frage die ich gestellt bekomme schwer zu beantworten, wenn man das Erlebnis für andere greifbar machen möchte. Ich werde dennoch versuchen die Antwort auf besagte Frage zu beantworten: es ist komisch.

Am Anfang habe ich mich natürlich total gefreut meine Familie und Freunde wiederzusehen, jedoch wurde ich nach einem Monat von einer unglaublichen Demotivation erfasst. Die Frage "Was genau mache ich hier überhaupt sinnvolles?" stelle ich mir immer noch ungefähr zwei Mal pro Woche, jedoch wird alles mit der Zeit besser und ich bin durch Studium und ehrenamtlicher Arbeit langsam wieder abgelenkt.

 

"Wie war der Abschied?" - also wenn ich nicht so wahnsinnig hardcore wäre dann hätte ich wohl geweint. Innerlich habe ich es sicher. Wir hatten eine schöne Abschiedsfeier mit den Kindern, haben mit ihnen zusammen einen letzten Tanz getanzt, jeden noch umarmt und haben dann schweren Herzens die Schritte aus dem Eingangstor auf die Straße gewagt und haben uns ein Motorrad gestoppt, welches uns in die Stadt brachte.

Ich habe kürzlich von Simon, der noch ein paar Monate bei den Kindern sein wird, eine Fotografie eines Briefes, welchen mir meine Jungs geschrieben haben, geschickt bekommen. Ich habe mein Schmunzeln nicht verkneifen können, als ich das letzte Wort auf dem Brief gelesen habe, welches ich ihnen damals beigebracht habe. Der Brief endete nämlich mit "Oida!"

 

"Vermisst du Indien?" - Ich vermisse es mit den Kindern Volleyball zu spielen. Ich vermisse es, irgendein Fahrzeug zu stoppen um in die Stadt reinzufahren und mit dem Fahrer den typischen "Where are you from - Austria - Aaaaaah Australia!" Smalltalk zu führen. Ich vermisse es, von Kindern als Kletterbaum zweckentfremdet zu werden. Ich vermisse es, am Wochenende am Abend Holi-Farben in der Gegend zu verstreuen und am nächsten Tag draufzukommen, dass ich vielleicht nicht so übertreiben hätte sollen, da ich das jetzt auch wieder aufputzen darf. Ich vermisse es, einen Cricketball ins Gesicht geschossen zu bekommen. Ich vermisse es, Schluckauf vom Chicken-Curry zu bekommen. Ich vermisse meine vielen vielen Freunde in Indien. Ich vermisse indische Tänze und die Begeisterung dafür. Ich vermisse es, jedes Wochenende um 2€ ins Kino zu gehen um mir einen Film anzusehen, den ich nur verstehe, da die Story simpler nicht sein könnte. Ich vermisse es, Leuten zuzuhören die mich auf Telugu vollquatschen und erwarten, dass ich sie verstehe. Ich vermisse es, einem Kind dass mir zum zwanzigsten Mal ganz Stolz dieselbe Zeichnung eines Hauses zeigt, zu sagen, dass es das very very good gemacht hat und vermutlich in Zukunft drawing teacher wird. Ich vermisse es, von Leuten auf der Straße angesprochen zu werden ob sie einen Selfie mit mir machen dürften. Ich vermisse die wunderschöne indische Kleidung und die vielen Farben. Ich vermisse verdreckte Straßen und einen Verkehr, dessen Regeln ich bis zum Ende nicht durchblickt habe. 

 

Ja ich vermisse Indien.

 

"Gibt es denn eine Möglichkeit mehr von deinem Jahr in Indien zu hören?" - Gut, dass du fragst, zitierter Satz auf meiner Website! Am Freitag den 21.10.2016, also dem kommenden Freitag nach der Veröffentlichung dieses Blogeintrages, gibt es um 19:30 im Pfarrsaal der Pfarre Cyrill & Method eine Präsentation von David (Mexiko), Benni (Ghana), Jakob (Indien) und mir (Indien) eine Präsentation über unsere Arbeit, wo wir auch gerne auf Fragen eingehen.

Genau DU bist eingeladen, falls du interessiert bist einmal etwas mehr zu hören als "Ja war ganz nett" auf die Frage wie es war, so bist du herzlichst einzuladen zu kommen. Es wird kein Eintritt verlangt und ist auch ganz leicht erreichbar.

 

Adresse: Theumermarkt 2, 1210 Wien

Öffentlich erreichbar, wenn man von Floridsdorf die 30er bzw. 31er Straßenbahn Richtung Stammersdorf nimmt und an der Haltestelle "Van-Swieten-Kaserne" aussteigt und sich dann noch die Mühe macht, 3 Minuten zu Fuß zu gehen.

 

Wann: 19:30 am Freitag dem 21.10.2016

Präsentation wird nicht länger als eineinhalb Stunden dauern, dafür halten wir natürlich noch ein paar Überraschungen bereit und sind noch für Fragen ansprechbar. 

Offenes Ende, es wird wohl eine Art Buffet geben.

 

Nun schließe ich ab, dies war mein letzter Blogeintrag. Irgendwie ergreift mich jetzt die Nostalgie und ich will nicht dass es vorbei ist aber jedes Ende ist ein neuer Anfang - also darf ich mich freuen auf alles was noch kommen wird! 

 

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